Die Verarbeitung von Ton und Lehm sowie das Brennen sind wahrscheinlich die ersten Handwerkskünste, die mit der Entstehung der menschlichen Kultur in engem Zusammenhang stehen. Durch die Erfindung der schnelldrehenden Töpferscheibe um 4000 v. Chr. begann die Produktion von Massenware und die Töpferei behielt über Jahrhunderte ihre Bedeutung.
Im Gegensatz zu Holz ist Keramik ein sehr dauerhaftes Material. Weil Keramik schnell zerbricht und nicht wiederverwendbar war, wurde sehr viel davon weggeworfen und blieb – in Scherben – erhalten. Auch auf dem Schutthügel von Vindonissa und an anderen Fundstellen wurden tausende von Keramikscherben gefunden.
Sowohl die Armee als auch die zivile Bevölkerung benötigten Geschirr. Nach einer Hochrechnung benötigte eine Legion von 6000 Mann täglich 10'000 Gefässe. Dazu kam in Vindonissa noch der Bedarf der zivilen Bevölkerung. Kurz: Es wurde eine ganze Menge Töpferware benötigt, unter anderem zum Kochen, zum Wasserholen und zum Essen.
Während feines Tafelgeschirr wie beispielsweise die rot glänzende Terra Sigillata aus Italien, Süd- und Mittelgallien importiert wurde, wurde die einfache Gebrauchskeramik in Vindonissa und der Umgebung hergestellt. Es waren daher rund ein Dutzend Töpfereien in Betrieb, allerdings zu verschiedenen Zeiten.
Jede Töpferei hatte ihre Spezialitäten. Zu Beginn der römischen Besiedlung stellten einheimische oder zugewanderte Töpfer qualitätsvolles graues Geschirr in keltischer Tradition her, beispielsweise verzierte Tonnen und Flaschen sowie grosse Vorratstöpfe. Zur Zeit der 11. Legion von ca. 69 bis 101 n. Chr. gab es in Vindonissa Töpfereien, die robustes rottoniges Alltagsgeschirr herstellten. Dieses findet sich hauptsächlich im Legionslager selbst und in der unmittelbaren Umgebung.
Eine Erklärung dafür ist, dass vermutlich die 11. Legion diese neue Art der rot überfärbten Keramik aus den östlichen Provinzen mitgebracht hatte, als sie in Vindonissa stationiert wurde. Das importierte Tafelgeschirr wurde von den Töpfereien mit der Zeit kopiert.