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Liebe im 18. Jahrhundert – zwei Liebesbriefe an Franziska Romana von Hallwyl

Zum Valentinstag präsentiert der Blog Museum Aargau zwei historische Liebesbriefe. Sie geben Einblick in das bewegte Leben der ehemaligen Schlossherrin Franziska Romana von Hallwyl und das Liebeswerben im 18. Jahrhundert.

Die Briefe wurden von Karl Gotthard Grass (1767-1814) verfasst und waren im Jahr 1798 an Franziska Romana von Hallwyl (1758 - 1836) adressiert. Damals war der Autor der Briefe als Landschaftsmaler und Dichter bekannt, der zeitweise auch in der Schweiz tätig war. Er studierte von 1786 bis 1789 in Jena Theologie und fand 1796 nach langer Sucher endlich eine Stelle als Prediger.

Kurz darauf erfuhr er aber von der Untreue seiner versprochenen Braut und kehrte seinem Amt und der Theologie den Rücken zu. Während einer Reise hatte er bereits 1790 die Schweiz besucht und dort sein Interesse an der Landschaftsmalerei entdeckt. So zog es ihn auch nach dem erlittenen Schicksalsschlag wieder in die Schweiz.

Der Gefühle erster Funken

In Zürich begann er ein neues Leben und widmete sich der Malerei und der Poesie. Zur gleichen Zeit befand sich auch die verwitwete Franziska Romana von Hallwyl in der Stadt. Sie wohnte seit 1795 bei Freundinnen in Zürich und verkehrte in denselben intellektuellen Kreisen wie auch Karl Gotthard Grass.

Es war also nur eine Frage der Zeit, bis sich die beiden begegneten. Ein Ereignis, das insbesondere bei Karl Gotthard Grass Spuren hinterliess.

Der erste Brief – Die Sprache der Liebe

Im April 1798 fasste sich Karl Gotthard ein Herz und schrieb einen Brief an Franziska Romana, die er als "liebe Frau mit dem magischen Namen" betitelte. Nach einem poetischen Einstieg kommt er ohne weitere Umschweife zur Sache:

Man hat mich, als ich Ihre Bekanntschaft machte, vor Ihnen gewarnt. Man sagte mir: sie spielt mit euch. Ich sagte: dass soll nicht geschehen – und schon gesteh ich Ihnen, Sie haben gewonnenes Spiel.

 

Dass man ihn vor Franziska Romana gewarnt hat, ist nicht verwunderlich. Denn für die Liebe setzte sie alles aufs Spiel. Als Fünfzehnjährige flüchtete sie aus ihrem Elternhaus zu ihrem Geliebten aufs Schloss Hallwyl. Seit sie aber verwitwet war, liess sie sich auf keine Männer mehr ein. Doch um Karl Gotthard war es geschehen. So fährt er fort:

– Ich glaube an Ihr gutes Herz. Sie gehörten zu den Menschen, in deren Nähe mir wohl war und zu denen ich ein gewisses zutraulich Hinneigen empfand. Warum? Das weiss ich nicht; ich weiss nur, dass ich viele Menschen kannte, bey denen ich es nicht empfand.

Ich bitte Sie von ganzem Herzen, lassen Sie mich diesen kleinen Muthwillen nicht büssen. Was würden Sie davon haben, wenn Sie thäten, als zweifelten Sie an meiner Aufrichtigkeit und ich Ihnen heilig betheuren müsste, dass es doch so ist, wie ich sage: Dass Sie mir so werth, lieb und theuer sind, als hätt ich Sie lange, lange gekannt.

 

Der zweite Brief – Hartnäckigkeit zahlt sich aus in der Liebe?

Ob und wie Franziska Romana auf Karl Gotthards Brief und die Liebesbekundung reagiert hat, ist leider nicht überliefert. Ein zweiter, wenn auch etwas kürzerer Brief aus dem selben Jahr ist uns aber bekannt. So führte Grass sein Werben im Dezember 1798 fort:

Lieber sässe ich bey Ihnen dann und wann redete mit ihnen. Ich hatte Ihre Stimme so lieb, mit Ihrer Stimme könnte man mir Gift eingeben und ich müsste es nehmen. Wieder ein dunkler Ausdruk!, werden Sie sagen, es heisst aber nur ich konnte Ihr Herz und Ihre Seele in Ihrer Stimme fühlen.

 

Für heutige Verhältnisse wirken die Briefe pathetisch. Kurz vor Ende des 18. Jahrhunderts mögen diese Worte aber so manches Herz zum Schmelzen gebracht haben. Bei Franziska Romana stiess Karl Gotthard mit seinen Schreiben jedoch auf taube Ohren und seine Liebe blieb unerwidert. Er bewies damit nach seiner zuvor an Untreue gescheiterten Vermählung zum zweiten Mal ein nicht allzu glückliches Händchen in Liebesfragen.

Eine unerwiderte Liebe

Gut möglich, dass Franziska Romana Grass‘ Liebeswerben schlichtweg ignorierte. 1798, im Jahr, als die Helvetische Revolution ausbrach, hatte die Baronin anderes zu tun: Als aufgeklärte Bürgerin hatte sie ihre Adelstitel abgelegt und war in Aarau beim Tanz um den Freiheitsbaum dabei gewesen. Doch schon bald musste sie französische Soldaten im Schloss Hallwyl einquartieren und zusehen, woher künftige Einnahmen kommen sollten, jetzt, wo die Abgaben der Bauern weggefallen waren.

Es bleibt der Trost, dass auch eine einseitige und unerwiderte Liebe zumindest in Form von Liebesbriefen die Jahrhunderte überdauern kann.

Von Museum Aargau

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