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Messen ohne Meter: die vormetrische Geschichte der Schweiz

Die Standardisierung von Masseinheiten ist ein fundamentaler Prozess im Aufbau einer Gesellschaft, der auch im Kanton Aargau einige Spuren und interessante Objekte hinterlassen hat. Zehn Hohlmasse aus der Sammlung von Museum Aargau zeugen von der vormetrischen Geschichte der Schweiz.

Die Objekte an sich wirken bescheiden. Es handelt sich um zehn verschiedene, gegossene zylindrische Hohlmasse aus Messing, die in einer Holzkiste aufbewahrt werden. Sie wirken massiv und reichen von der Grösse einer kleinen Tasse bis hin zu einer stattlichen Höhe von etwa 60 Zentimetern.

Alle Masse wurden offiziell mit dem Schweizerkreuz und dem Namen des Kantons Aargau geprägt. Zu finden sind folgende, heutzutage weitgehend unbekannte Masse: das Schweizer Viertel, das Immi, der Saum und das Mass, wobei zusätzlich noch Fraktionen all dieser Einheiten zu finden sind.

Diese Einheiten beruhen auf dem Masskonkordat von 1838 und waren das Ergebnis eines ersten landesweiten Standardisierungsprozesses und ein Zeugnis des anstehenden Prozesses der Staatsbildung und der Internationalisierung.

Der Sack der einen ist das Viertel der anderen

Masse in ihrem ursprünglichen Sinne waren seit ihrer ersten Benutzung vor allem auf den menschlichen Körper bezogen und somit an sehr konkrete Alltagserfahrungen angepasst. Sie orientierten sich an Körperlängen wie der Elle oder dem Fuss und sehr oft auch an Traglasten von Mensch und Tier.

In der Schweiz ergab sich so aus der Traglast eines Tieres der Saum. Er entsprach einem Holzfass mit einem Fassungsvermögen von etwa 130-180 Liter. Das Viertel mit etwa 30 Litern bezog sich auf den Sack, der als Manneslast bestimmt war.

Das Immi war als eine weitere Untereinheit auf das Viertel bezogen und entsprach etwa 1/10 davon. Das Mass fasste eine kleinere Menge von etwa 1-2 Litern und wurde oft für den Verkauf von Wein oder Milch benutzt. Die grösseren Masse dienten vor Allem dem Messen von Getreide, dass noch lange Zeit per Volumen berechnet wurde.

Diese Masse waren jedoch keineswegs einheitlich und unterschieden sich stark je nach Region oder Dorf. Dazu war in der Schweiz vor allem auch das grössere Einzugsgebiet entscheidend.

In den Regionen der Westschweiz waren durch den Handel mit Frankreich nebst den lokalen Einheiten auch französische Handelsmasse geläufig. Die Nordostschweiz war diesbezüglich an Süddeutschland und die Südschweiz an Italien gebunden. Da die Vielfalt an Einheiten den Handel nicht gerade vereinfachte, wurden bald Anstrengungen zur Standardisierung der Masseinheiten unternommen.

Der revolutionäre Beginn der Standardisierung

In der Geschichte der Standardisierung ist die Französische Revolution von besonderer Bedeutung. Die Umstürze wurden hier genutzt, um endlich etwas Einheit in den enormen Flickenteppich verschiedener Masseinheiten des Landes zu bringen. Mehrere wissenschaftliche Konferenzen, auch unter internationaler Beteiligung, wurden zu diesem Zweck abgehalten. Diese legten bald den sogenannten "Urmeter" fest. Er beruhte auf einer relativ genauen Berechnung des Erdumfangs und sollte in etwa einem Zehnmillionstel der Distanz vom Nordpol zum Äquator entsprechen.

Auf der Basis dieses Meters wurde der Liter als ein Volumen von 1 Kubikdezimeter festgelegt und daraus folgend das Urkilogramm als dem Gewicht von einem Liter Wasser definiert. Die entscheidende Neuerung dieses metrischen Systems war die Dezimalrechnung. Beruhten alte Masseinheiten noch auf einer komplexen Bruchrechnung, konnte bei diesem System alles in 10er Schritten gerechnet werden.

Die schrittweise Übernahme dieser neuen Einheiten erfolgte dann durch direkte und indirekte Druckausübung Frankreichs. Zum einen war hier der wachsende wissenschaftliche und wirtschaftliche Austausch ein wichtiger Faktor, für den eine Harmonisierung der Masseinheiten von grosser Bedeutung war. Zum anderen ist aber auch die französische Hegemonie über Kontinentaleuropa unter der Herrschaft Napoleons nicht zu unterschätzen – unter anderem wohl auch ein Grund, wieso sich auf den Britischen Inseln das metrische System noch bis heute nicht vollständig durchgesetzt hat.

In der Schweiz war die durch den französischen Einmarsch gegründete Helvetische Republik wichtig für die Aufgleisung der Standardisierung. Die ersten Bemühungen mündeten dann in dem Konkordat von 1838. Dieses war eine Kompromisslösung, in der die alten Masseinheiten zwar behalten, jedoch in Referenz an den Meter landesweit standardisiert wurden.

Damit wurde auch die wichtige Position der Eichmeister erschaffen. Sie verwalteten und kontrollierten die genauen Masse. Zu diesem Zwecke wurden auch die hier zu sehenden Hohlmasse anfertigt. Die Gründung des Schweizer Bundesstaates sollte diese Entwicklung dann vorantreiben. 1875 trat die Schweiz der Pariser Meterkonvention bei, was einen endgültigen Wechsel zum metrischen System bedeutete.

Widerstand, Gewohnheit und Wandel

So selbstverständlich uns die metrischen Einheiten mittlerweile auch sind, ihre Einführung war mit grossem Widerstand und Verzögerungen verbunden. Zum Teil ist dies einfach auf schlichte Gewohnheit und Tradition zurückzuführen. Gerade abstrakte Einheiten wie Temperatur oder grössere Distanzen werden nur durch den alltäglichen Gebrauch zu etwas Selbstverständlichem und ein Wandel von Einheiten erfordert einen enormen Aufwand in jeglichen Gesellschaften.

Andererseits waren oft auch steuerliche Gründe entscheidend. Noch lange wurden Abgaben der ländlichen Bevölkerung in der Form von Naturalien einkassiert. Ein Wandel einer Masseinheit wurde von dieser Bevölkerung oft auch als Versuch wahrgenommen, die Abgaben auf diese Weise schleichend zu erhöhen.

Ebenso ist ein Standardisierungsprozess zumeist auch mit Staatsbildung und zunehmender zentralistischer Kontrolle verbunden. Es ist kein Zufall, dass die Vereinheitlichung des metrischen Systems sich gerade in der Zeit durchsetzen konnte, in welcher der westliche Kapitalismus und Imperialismus zu ihrer grossen Expansion ansetzten.

Wie diese Objekte zeigen, kann so eine Entwicklung aber auch durchaus auf Kompromissen und einem graduellen Übergang beruhen, der lokale Praktiken respektiert. Denn schliesslich bedeuten vereinheitliche Standards auch eine notwendige Vereinfachung. Heutzutage sind die metrischen Einheiten auf der Basis neuster wissenschaftlicher Erkenntnisse äusserst präzise festgehalten und in Folge ist nur schon das Getreidekaufen gewiss einfacher geworden.

Von Lukas Becker

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