Seit jeher befassen sich Klöster mit Heilkunde, da die Fürsorge für die Armen und Kranken tief in ihrer Tradition verankert ist. Auch beim Kloster in Wettingen gibt es einen Medizinalgarten.
Schon in der Regel des Heiligen Benedikt aus dem 6. Jahrhundert heisst es im Kapitel 36: «Die Sorge für die Kranken muss vor und über allem stehen». Die Krankenpflege sollte für Mönche und Nonnen eine wichtige Aufgabe sein. So entwickelte sich eine lange Weitergabe der Heilkräuter und Pflanzen.
Hildegard von Bingen
Als eine bekannte Pionierin auf diesem Gebiet ist die Benediktinerin Hildegard von Bingen (1098-1179). Ihre Leistung lag darin, dass sie das damalige Wissen über das Behandeln von Krankheiten mit Pflanzenauszügen (Tees und Extrakten) aus der griechisch-lateinischen Tradition mit der Volksmedizin zusammenbrachte.
Von Bedeutung waren für sie die vier Elemente (Wasser, Feuer, Luft und Erde) und mit ihnen dem Leben aus einer ganzheitlichen Sicht zu begegnen. Auch von Wichtigkeit war die griechische Viersäfte-Lehre aus vorchristlicher Zeit, die besagt, dass die menschliche Gesundheit vom ausgewogenen Verhältnis seiner vier Körpersäfte (Blut, Schleim, gelbe Galle, schwarze Galle) abhängt.
Dazu hat sie eine umfassende Lehre mit spezifischen Heilmitteln entwickelt, die heutzutage noch grosse Anerkennung findet. Ob Schlafprobleme, Rückenschmerzen, Magen- und Darmprobleme oder Kreislaufstörungen. Für alles gibt es laut Hildegard die passende Heilpflanze oder - Kraut.
Medizinalgarten im Kloster
Eine der Quellen zum Gartenbau im Mittelalter ist das Buch «Liber de cultura hortorum», das der Abt Walahfrid Strabo um das Jahr 840 geschrieben hat.
Der Abt des Klosters Reichenau zählt darin in Versform 23 Heilpflanzen auf, die seiner Meinung nach in jeden Klostergarten, oder in den dafür vorgesehenen Kräutergarten gehören.
Etwas später erweiterte Karl der Grosse die Liste und beschrieb diese in seiner Landgüterverordnung «capitulare de villis». Darin sind 90 Pflanzen genannt, die in einem Kräutergarten nicht fehlen dürfen. Das sind zum Beispiel Beifuss, Hanf, Ringelblume, Salbei, Heilzeist, Lavendel, Gänseblümchen, Minze, Brennnessel, Eibisch, Akelei, Kamille, Koriander, Knoblauch, Schwertlilie, Andorn, Rose, um nur einige zu nennen.
Die Funktion des Gartens war Arzneipflanzen anzubauen, um so die klostereigene Drogerie zu füllen. Sie waren die Bestandteile für Salben, Tinkturen und Tees der sogenannten Phytotherapie.
Obwohl aus heutiger Sicht die medizinische Erfahrung und Kenntnis über die Vorgänge im menschlichen Körper gering waren, haben die Mönche und Nonnen ein bedeutungsvolles Wissen über die Wirksamkeit von Heilpflanzen angeeignet und dieses über Jahrhunderte weitergegeben.
Der Medizinalgarten im Kloster Wettingen
Auch beim Kloster in Wettingen gibt es einen Medizinalgarten. In der langen Geschichte des Klosters wechselte dieser Garten mehrmals seine Lage. Auch die genaue Ausgestaltung des Gartens ist nicht bekannt. Die mittelalterlichen klösterlichen Kräutergärten befanden sich jedoch in der Regel in unmittelbarer Nähe zum Infirmarium, dem Krankentrakt. Dieser fand sich in Wettingen im östlichen an die Marienkapelle anschliessenden Gebäude. An diesem Standort wurde der heutige Garten, nach dem Vorbild des Kräutergartens im St. Galler Klosterplan sowie dem Hortulus von Walahfried Strabo und der Pflanzenliste von Karl dem Grossen, angelegt.
Die Heilpflanze Lavendel
Die von Hildegard von Bingen beschriebenen pflanzlichen Heilkräuter und Heilpflanzen zeigen bis heute ihre Wirkung. Heutzutage reden wir von Alternativmedizin oder Komplementärmedizin. Beide beruhen auf Beobachtung, Erfahrung und dem Verwenden von natürlichen Heilmitteln, gewonnen aus sogenannten Heilkräutern.
Dabei ist die Aromatherapie mit der Basis pflanzlicher Wirkstoffe sehr beliebt. Der Duft des Lavendels ist wohl einer der bekanntesten. Von Juni bis August verströmen seine Blüten ihren wohlriechenden Duft. Er riecht aromatisch und die Blütezeit ist von Juni bis August.
Lavendel hat auf unseren Körper und Geist eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung. Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in den Lavendelblüten. Daher werden diese nach der Blüte gewonnen und getrocknet. Praktisch und schnell gemacht sind die kleinen Lavendelkissen.
Lavendelkissen selber herstellen
Für das Lavendelkissen benötigt man zwei gleichgrosse Stücke Stoff. Es sollte ein Stoff sein, der luftdurchlässig ist, damit der Duft ausströmen kann und die Blüten atmen können. In diesem Beispiel ist das Lavendelkissen rechteckig.
Man legt jeweils zwei Stücken Stoff aufeinander und näht die Ränder per Hand zusammen. Vergessen Sie dabei nicht eine Öffnung frei zu lassen, um das Kissen mit den Lavendelblüten zu füllen. Nach der Befüllung vernäht man die Öffnung und fertig ist das Lavendelkissen für die Aromatherapie.
Literaturverzeichnis
Allwang, Martin und Martina Melzer. Heilpflanzen: Wie sie wirken und uns helfen, gesund zu bleiben. Baierbrunn: Wort & Bild Verlag, 2020.
Benedikt, Gernot Krapinger und P. Ulrich Faust. Die Benediktsregel: Lateinisch / Deutsch. Ditzingen: Reclam Verlag, 2018.
Dettling, Angela. Der Klostergarten. S. 16-19. Hrsg.: Museum Aargau. In: Reiches Kloster. Reine Seelen. Museum Aargau, Kloster Königsfelden, 2012.
Jahn, Ruth. Schweizer Naturapotheke: Sanft heilen mit bewährten Hausmitteln. Zürich: Ringier Axel Springer, 2007.
Hauschild, Stephanie. Das Paradies auf Erden: die Gärten der Zisterzienser. Ostfildern: Thorbecke, 2007.
Seite der Klostergärtnerei beim Kloster Wettingen über den Medizinalgarten.
GEOlino, Mensch, Hildegard von Bingen: Geschäftsfrau im Mittelalter.
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Mittelalterliche Handschriften in Österreich.
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