Mit der römischen Bevölkerung kamen die Kenntnisse über den Weinbau auch in das Gebiet der heutigen Schweiz. Die Vindonissa-Winzer betreiben noch heute die antike Winzerarbeit und ermöglichen damit einen Einblick in die römische Weinkultur.
Schon in keltischer Zeit wurde im Gebiet der heutigen Schweiz Wein getrunken. Er musste jedoch aus dem Mittelmeerraum importiert werden. Der Weinbau wurde hierzulande erst durch die Römer eingeführt. Bei den Vindonissa-Winzern – einem Zusammenschluss von vier Römerrebbergen in Oberflachs, Schinznach-Dorf, Remigen und Villigen – kann man vor Ort mehr über das Wissen der antiken Winzerarbeit erfahren und die römische Weinkultur erleben. In jedem der Rebberge werden unterschiedliche römische Anbaumethoden präsentiert.
Römerrebberg Remigen
Im Römerrebberg Remigen wird die Laubenerziehung gezeigt: Die Reben wachsen hier in einer Laube bzw. an einer Pergola, wie es in der Römerzeit häufig war. Diese Lauben sind in Remigen natürlich nach römischen Vorbildern rekonstruiert.
Zudem geh es in Remigen ums Verdünnen des Weines mit Wasser. Wein wurde in römischer Zeit in der Regel verdünnt und mit Gewürzen oder Honig gemischt getrunken.

Weinanbau in Villigen
In Villigen wird die urwüchsige Anbaumethode der Stützenloseerziehung praktiziert. Man nennt diese Methode auch Bockschnitt. Grund: Die Reben waren so geschnitten, dass die Triebe am Boden entlang kriechen, was übrigens auch dem natürlichen Wachstum der Reben entspricht.
Überliefert ist diese Anbaumethode aus warmen Ländern wie Spanien und Türkei. Von den Römern wurde der Bockschnitt auch für stürmische Regionen empfohlen. Gemäss römischer Autoren war der Ertrag aus solchen Rebbergen eher klein. Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass die reifen Trauben ein leichtes Opfer für Füchse und Mäuse waren. Dies konnte den Ertrag stark dezimieren. Damit die reifen Trauben nicht auf dem Boden verfaulten, wurden die Ranken mit kleinen Stöckchen unterstützt.
Die Reben wurden auch einfach zu Büschen oder Bäumchen geschnitten. Diese selbsttragenden Reben stehen dann also ohne Stützen aufrecht. Besonders in den westlichen Provinzen schien diese Anbauweise sehr beliebt gewesen zu sein.
In Villigen wird auch das Panschen des Weines mit Beerensaft thematisiert, was dem Wein eine schöne Farbe und zusätzliches Aroma verleiht.

Joch- und Kreiserziehung in Schinznach-Dorf
In Schinznach-Dorf wird die Joch- und die Kreiserziehung gezeigt. Bei der Jocherziehung wurden zwei Pfähle, bzw. zwei Joche mit Stricken, Schilfrohr oder Querlatten verbunden. Diese stützten die Reben. Die Jocherziehung findet in den modernen Drahtanlagen, die heute weit verbreitet sind, ihren Nachfolger.
Die Jocherziehung scheint in römischer Zeit am weitesten verbreitet gewesen zu sein. Gemäss römischen Winzern reiften die Beeren am Joch besonders gut und die Pflanzung in Reihen erleichterte dem Winzer die Arbeit im Weinberg. Je nach Klima wurde die Höhe des Joches angepasst. Offenbar war die Erziehung am Joch so vielseitig und praktisch, dass sie für regnerische und kalte Gegenden mit Raureif empfohlen wurde.
Die bei der Kreiserziehung angewandte Pfahlgitterform wurde nur von Columella beschrieben und kann wohl als Sonderform der Pfahlerziehung angesehen werden. Der Weinstock wurde dabei von mehreren Pfählen umstellt. Um diese Pfähle wurden seine Ranken geschlungen und daran festgebunden. Ansonsten scheint diese Erziehungsform unbekannt gewesen zu sein. Allerdings fand man auf einem römischen Mosaik aus Nordafrika die Darstellung der Kreiserziehung, sie war folglich zumindest in manchen Gebieten des Römischen Reiches bekannt. Die Kreiserziehung ist übrigens jene Anbauform, die im römischen Garten im Vindonissa Museum gezeigt wird.

Oberflachs
In Oberflachswerden die Reben ähnlich wie bei der Lauben-, Joch- und Kreiserziehung von Pfählen und Bäumen gestützt. Zudem werden in diesem Rebberg auch die unterschiedlichen Zutaten, die zum Würzen des Weines verwendet wurden, gezeigt.

Wo vor 2000 Jahren Rebberge in der Umgebung von Vindonissa kultiviert wurden, ist heute nicht bekannt. Da aber 6000 Legionäre und nochmals so viele Bewohner und Bewohnerinnen im und ums Legionslager herum gewohnt haben, die tagtäglich Wein getrunken haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass in der Region Weinbau betrieben wurde.
Die Weinrebe
Die Weinrebe (oder vitis vinifera) ist eigentlich ein kletternder Strauch, der eine Höhe von bis zu 20 Metern erreichen kann. Sie wächst mit Blattranken. Man erkennt sie an ihren rundlich-herzförmigen Blättern und natürlich an den Weintrauben.
Allerdings ist eine Weintraube nicht, wie viele Leute meinen, die einzelne Beere, sondern eine Weintraube sind die gebündelten Weinbeeren zusammen. Es gibt heute ungefähr 16'000 verschiedene Rebsorten, deren Weinbeeren entweder violett, blau, grün oder gelblich sein können.

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