Die prächtigen Glasfenster der Klosterkirche Königsfelden beeindrucken seit dem 14. Jahrhundert. Die Glasmalereien erzählen die wichtigsten Geschichten der Bibel: Die Auferstehung von Jesus, welche beim Osterfest gefeiert wird, darf dabei nicht fehlen.
Im Chor der Klosterkirche Königsfelden finden sich mittelalterliche Glasmalereien mit christlichen Geschichten aus der Bibel. Die drei wichtigsten Geschichten sind vorne in der Mitte: die Geburt von Jesus von Nazareth im Stall, die Folterung und Hinrichtung am Kreuz und die Auferstehung von den Toten. Sie sind die Basis des christlichen Glaubens. Ohne den Glauben an die Auferstehung von Jesus gäbe es vielleicht keine Christenheit. Diese Auferstehung wird an Ostern gefeiert. Es ist das wichtigste Fest für die Christen.
Auferstehung von den Toten
Die erste Geschichte zeigt den von den Toten auferstandenen Jesus, der auf seiner Grabplatte sitzt. Mit der rechten Hand macht er das Friedenszeichen, mit seiner linken Hand hält er den goldenen Kreuzstab mit roter Fahne. Unter der Platte wie auch links und rechts davon schlafen die Soldaten, die das Grab bewachen sollten. Zwei Engel beten.
Der Künstler zeigt hier nicht die Dramatik, die hinter dieser Geschichte steckt: ein Toter öffnet sein Grab und steigt lebendig daraus hervor! Nein, er stellt Jesus erhaben dar. Jesus wird hier endgültig göttlich. Denn nur ein Gott kann sich erheben über Leben und Tod.
Jesus erscheint den Frauen
In der zweiten Geschichte tritt Jesus als Gärtner auf. Dies wird durch die Schaufel symbolisiert. Seine Jüngerinnen wollten ihn im Grab besuchen und seinen Leichnam mit feinen Salben bedecken. Zuerst sehen sie nur einen Gärtner, bis Maria Magdalena Jesus erkennt und vor ihm niederkniet. Auch die anderen Frauen erkennen ihn jetzt.
Was haben die Frauen wohl in diesem Moment gedacht? Vielleicht waren sie dabei, als Jesus Jahre vorher den Lazarus von den Toten auferweckt hat. Daher waren sie kurz überrascht, danach aber ruhig und gefasst. Ein neues Wunder war geschehen.
Selig sind, die nicht sehen und trotzdem glauben
Die Frauen erzählen das Wunder den Jüngern. Diese glauben erst, als sie Jesus selbst sehen. Dies sehen wir in der dritten Geschichte. Sie wird allgemein als "Geschichte des ungläubigen Thomas" erzählt. Während die meisten Jünger an das Wunder der Auferstehung glauben, sobald Jesus wahrhaftig vor ihnen steht, ist Thomas misstrauisch. So etwas sei doch gar nicht möglich. Er glaube das erst, wenn er die Wunden der Kreuzigung sehe, nein, wenn er sie berühren könne! Und so sehen wir im Glasfenster, wie Thomas sich von links zu Jesus streckt und ihm in die Seitenwunde langt. Dies überzeugt ihn und auch er glaubt nun an die Auferstehung von Jesus.
Um die Ungeheuerlichkeit von Thomas Bitte abzubilden, lässt der Künstler die Figur von einem Glasfensterteil ins andere laufen.
Christi Himmelfahrt
Die vierte Geschichte stammt aus dem Lukasevangelium und erzählt von der Himmelfahrt. Wir sehen Jesus in der Mitte, wie er in einer Mandorla (goldene Aura) zu den Wolken schwebt. Links und rechts zu sehen sind seine Jünger sowie links seine Mutter Maria, die ihn verabschieden. Dies geschieht laut Überlieferung in der Apostelgeschichte 40 Tage nach der Auferstehung von den Toten.
Auch wenn im mittleren Fenster der Himmel mit Wolken symbolisiert ist, schwebt er keineswegs hoch in die Atmosphäre oder höher. Es findet eine Verwandlung statt, von einem physischen Zustand zu einem metaphysischen Zustand. Seine menschliche Natur wird nun endgültig göttlich.
Der Geist von Pfingsten
Nochmals 10 Tage später findet die fünfte Geschichte statt: Pfingsten. Die Jünger verbringen zusammen mit Jesus Mutter Maria in einem Raum den Tag, als plötzlich ein Brausen und Sausen durch den Raum geht. Rote Zungen schweben über der Gruppe, hier symbolisiert mit der weissen Taube des Heiligen Geistes. Die Jünger sind überrascht. Alle beginnen, in verschiedenen Sprachen zu sprechen.
Dies ist der Beginn der christlichen Mission. Der dreifaltige Gott, mit Vater, Sohn und heiligem Geist, senden die Jünger aus, um von den Wundern um Jesus von Nazareth zu berichten. Die Jünger machen sich auf, nach Syrien und in den Iran, Italien und Griechenland. Es gibt Berichte, dass Thomas gar bis nach Indien reiste.
Warum gab es so viele Bilder mit der Geschichte von Jesus?
Nicht viele Menschen im Mittelalter konnten lesen. Sie kannten jedoch die Geschichten um Jesus, weil in der Messe jeden Tag eine davon vorgelesen wurde. Sie waren auch als Fresken auf die Kirchenwände gemalt oder in den Glasfenstern dargestellt. Es entwickelte sich eine christliche Ikonografie, in welcher für die gleiche Geschichte immer eine ähnliche Darstellung genommen wurde – und das in der ganzen christlichen Welt. So erkennen Christen bis heute, um welche Geschichte es im jeweiligen Bild geht.
Die Bilder erzählen nacheinander eine Geschichte. So wie Comics es auch tun. Die fehlenden Sprechblasen störten die mittelalterlichen Menschen nicht. Ihnen erschloss sich der Inhalt durch die Bilder selbst.
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