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Die verschwundene Braut vom Hallwilersee

Man stelle es sich vor: Die ganze Kirchgemeinde ist versammelt und bereit für die bevorstehende Trauung. Ein Jubeltag. Doch die Braut taucht nicht auf... Hat sie etwa kalte Füsse bekommen?

Genau das geschah im Dezember des Jahres 1608 in Reinach. Die Tragik der Geschichte geht jedoch weit über kalte Füsse hinaus – denn die verschwundene Braut ereilte ein Schicksal, das noch lange nachhallen sollte und selbst heute noch Stoff für Sagen und Geschichten bietet.

Die Braut, die sich nicht traut?

Doch gehen wir erst einmal zurück zum Anfang. Die Braut, auf welche die Festgemeinde an jenem Tag vergeblich warten sollte, war Madlena Fuchs aus Fahrwangen. Gerade 16-jährig war sie mit dem 25-jährigen Rudi Stahel aus Reinach verlobt.

Rudi Stahel war von Beruf Schmid, wie bereits sein Vater. Er war offenbar ein ziemlich umtriebiger Geselle: In den Jahren zwischen 1601 und 1609 erscheint er insgesamt sieben Mal in den Aufzeichnungen des Reinacher Chorgerichts, welches die Einhaltung der Sittenmandate sowie der kirchenrechtlichen Verordnungen überwachte.

Kein unbeschriebenes Blatt

Der designierte Bräutigam sass wegen Verschiedenem auf der Anklagebank – vom unerlaubten Arbeiten am Sonntag über eine Schlägerei bis hin zum nächtlichen Unfug und Nachsteigen von Frauen. Auch mit einer Prostituierten soll er sich im Jahr 1606 an der Kirchweih in Pfeffikon herumgetrieben und diese mit Falschgeld bezahlt haben. Aus dem Jahr 1604 ist ein uneheliches Kind von Rudi belegt.

Im Jahr 1608 jedoch, dem Jahr also, in welchem er heiraten wollte, erscheint Rudi ausnahmsweise nicht vor dem Chorgericht. An dieser Stelle lässt sich nur vermuten, ob wohl die Verlobung und die anstehende Hochzeit mit der jungen Madlena Fuchs dazu geführt haben, dass er es etwas ruhiger angehen liess.

Madlena selber war neun Jahre jünger als Rudi. Sie hatte 1594 als kleines Mädchen ihre Mutter durch die Pest verloren. Ihr Vater heiratete daraufhin erneut, aber 1607 verstarb auch er und Madlena war mit nur 15 Jahren zur Vollwaise geworden.

 

 

Verhängnisvolle Hochzeitspläne

So nahm also die Geschichte ihren Lauf. Die Hochzeit von Madlena und Rudi sollte also Anfang Dezember 1608 in der Kirche von Reinach stattfinden.

Die junge Braut, noch in Fahrwangen wohnhaft, sollte demnach mit dem Boot nach Beinwil am See übersetzen und in die Kirche Reinach gelangen, wo die Ehe eingesegnet werden sollte. Erst vor dem Altar wären sich dann Braut und Bräutigam an jenem Hochzeitstag vermutlich zum ersten Mal begegnet. Doch soweit sollte es nicht kommen.

Ein tragischer Tag

Mitten in der Predigt erreichte den Pfarrer die Nachricht, dass man mit der Predigt fortfahren sollte, da die Brautgesellschaft nicht erscheinen werde.

Nach Beendigung der Predigt wurde dann auch der tragische Grund für das Fernbleiben der Braut bekannt: Sie war mit vier ihrer Freundinnen während der Überfahrt über den Hallwilersee ertrunken. Im Eheregister von Reinach ist dazu in einem Eintrag vom Freitag, dem 5. Dezember 1608 folgendes zu lesen:

Alls man dysere Ehe ynsägnen söllen und wöllen, ist mitten in der Predigt domolen Bottschafft uff Cantzel kon, man sölle fürfaren, werde dissmols nit erschynen. Die Ursach warumb, ist nach Vollendung der Predigt anzeigt worden, namlich dass die Brut mit 4 Gspylen (als sy vom Land faren wöllen) im See ertrunken. Und also uss hochzitlicher Fröud (wie der Prophet seit) ein gros Leid worden.

 

Der Hergang der Tragödie

Doch wie konnte es dazu kommen, dass insgesamt 5 junge Frauen einfach so im See ertranken? Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Eine naheliegende Erklärung wäre gewesen, dass Madlena und ihre Freundinnen vermutlich schlichtweg nicht schwimmen konnten. Schwimmen als Sport war zwar bereits im alten Griechenland bekannt, aber verbreitet dürfte es in der Schweiz im frühen 17. Jahrhundert nicht gewesen sein.

Der zweite Faktor ist die Kleidung. Selbst wenn Madlena und ihre "Gspylen" hätten schwimmen können, so wäre ihnen vermutliche ihre Kleidung zum Verhängnis geworden. Die Oberbekleidung war im frühen 17. Jahrhundert oft aus Wolle gefertigt, deren Fasern so viel Feuchtigkeit aufnehmen können, wie kein anderer Stoff. Der Hochzeitstag war auf Anfang Dezember festgelegt – man wird sich also warm angezogen haben für die Überfahrt auf dem See.

Wollene Röcke, Unterröcke und Umhänge wären auch für einen geübten Schwimmer eine Herausforderung gewesen. Für Madlena und ihre Freundinnen bedeuteten sie wohl das Todesurteil.

 

 

Bis ins hohe Alter

Ruedi selber heiratete drei Jahre nach dem Unglück eine Maria Heller, diesmal ohne Zwischenfälle. Nach deren Tod zwei Jahre darauf heiratete er ein zweites Mal. Auch seine zweite Gattin, Verena Eichenberger, überlebte er aber und so ging er Zeit seines Lebens nicht weniger als fünf Ehen ein – die letzte im Jahre 1655 im stolzen Alter von 72 Jahren!

Volkslied und Sage

Die Geschichte von Madlena und ihrem tragischen Hochzeitstag hat schon kurz nach jenem verhängnisvollen Tag im jahr 1608 Eingang in das kollektive Gedächtnis der Seetalerinnen und Seetaler gefunden. Bis ins 19. Jahrhundert war die Geschichte in Form eines Volksliedes im Seetal lebendig geblieben. Das Lied selber stammt wohl noch, zeitnah zum Ereignis, aus dem 17. Jahrhundert. Verfasst wurde es vom Spielmann Heini Estermann. Über insgesamt 46 Strophen zieht sich das Lied und erzählt mit grossem Detailreichtum die ganze Geschichte jenes verhängnisvollen Tages.

Als Schuldiger am Unglück wird der Bader von Fahrwangen genannt, welcher durch Unvorsichtigkeit und Übermut das Schiff überladen haben soll, weswegen es gekentert sei. Da die einzige bekannte historische Quelle hierzu, nämlich der oben zitierte Auszug aus dem Reinacher Eheregister, sehr knapp gehalten ist, ist es aber unmöglich zu eruieren, was wirklich so geschehen und was eher der dichterischen Freiheit des Spielmanns Heini Estermann zuzuschreiben ist.

 

 

Der Schweizer Historiker und Volkskundler Ernst Ludwig Rochholz hatte noch Mitte des 19. Jahrhunderts das Volkslied "etwas modernisiert und verkürzt". Die Melodie hingegen ist nicht länger erhalten.

Doch nicht nur als Volkslied war die Geschichte in Erinnerung geblieben. Ernst Ludwig Rochholz führt auch in seinem Sammelband mit Schweizer Sagen aus dem Aargau, welchen er 1856 veröffentlichte, die Geschichte der tragischen Brautfahrt auf.

Anderes als im Volkslied soll der Sage gemäss ein Sturm Schuld am Unglück gewesen sein und nicht nur die Braut mit vier Freundinnen, sondern gleich die ganze Brautgesellschaft inklusive Bräutigam untergangen sein – was, wie wir wissen, nicht der Fall gewesen ist. Ausserdem soll seit diesem Unglück besonders dann, wenn das Wetter umschlägt, das Rufen des unglückseligen Brautpaares aus dem Wasser vernehmen können.

Rezeption und Recherche im 20. Jahrhundert

Während das Volkslied selber heute kaum mehr bekannt ist und auch die Sage wohl nicht mehr jedermann geläufig sein dürfte, wird doch in regelmässigen Abständen an die Geschichte der tragischen Brautfahrt auf dem Hallwilersee erinnert, beispielsweise in den Jahresschriften der historischen Vereinigung Seetal. Deren Gründer Reinhold Bosch setzte sich intensiv mit der Geschichte des Seetals auseinander und gedachte in zwei verschiedenen Artikeln der Geschichte des verhängnisvollen Hochzeitstages.

Der erste erschien 1939 und hatte in erster Linie das Volkslied von Heini Estermann zum Thema. Bis dato waren Sage und Volkslied zwar bekannt gewesen, jedoch war man sich nicht sicher, ob es sich um eine wahre Begebenheit oder eben doch nur um eine Erzählung handelte. Bosch ging der Sache nach und man entdeckte den bereits erwähnten Eintrag im Reinacher Eheregister, welcher Gewissheit gab: Die Geschichte war wirklich so geschehen und war nun "über allen Zweifeln erhaben".

Als sich die Tragödie dann 1958 zum 350. Mal jährte, legte Bosch eine überarbeitete Version mit einer Vielzahl von neuen biografischen Informationen zu den unglücklichen Brautleuten vor – unter anderem eben jene Infos zum ziemlich umtriebigen Leben des Bräutigams, der noch einige weitere Ehen in Angriff nehmen sollte.

Offenbar hatten die tragische Begebenheit im Jahre 1608 und der dazu 1939 erschienene Artikel Bosch und einige andere Mitglieder der Historischen Vereinigung Seetal inspiriert, sich weiter mit Madlena und Ruedi auseinanderzusetzen.

Zum 400. Jahrestag des Unglücks schliesslich verfasste auch der Historiker und Aargauer Stadtarchivar Raoul Richner im Jahr 2008 einen Beitrag für die Historische Vereinigung Wynental, in welchem er den historisch belegten Fall noch einmal ausbreitete.

Die Geschichte selber schreibt die spannendsten Geschichten

Und die Rezeptionsgeschichte der verhängnisvollen Brautfahrt auf dem Hallwilersee ist noch längst nicht zu Ende. Die Geschichte wurde in diesem Jahr nämlich auch vom Museum Aargau aufgegriffen und bildet den Hintergrund zur neuen Rätseltour auf Schloss Hallwyl. "Nachts durchs Schloss: Löse das Rätsel um die verschwundene Braut." Auf dieser rätselt und knobelt man sich auf den Spuren von Madlena und Ruedi durch die dunklen und verlassenen Schlossräume. Einmal mehr lieferte die Geschichte selber den spannendsten Rahmen für das neue Angebot.

 

 

Wie auch in den vergangenen Jahrhunderten haben wir die Geschichte leicht angepasst – schliesslich soll sie sich möglichst sinnvoll und für den modernen Leser möglichst verständlich als Bogen über die Rätseltour spannen. Aber der historische Kern bleibt bestehen: Madlena, die unglückliche Braut hat es nie bis zum Altar geschafft. Und zwar eben nicht, weil sie kalte Füsse bekommen hätte, sondern weil sie vorzeitig ein kaltes Grab im Hallwilersee fand. Wer genug Mut und Rätsellust hat, kann der Geschichte nochmals nahe dem Ort des Geschehens in der geheimnisvollen Dunkelheit des verlassenen Schloss Hallwyl nachgehen.

 

Literatur

  • Richner, Raoul: "Die Brautfahrt auf dem Hallwilersee", in: Jahresschrift Historische Vereinigung Wynental, 2008.
  • Rochholz, Ernst Ludwig:  "Volkslied von der Brautfahrt am Hallwiler See: vom Jahre 1608, nebst den dortigen Sagen von den Seestimmen", in: Taschenbücher der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, 1861-1862.
  • Bosch, Reinhold: "Das Volkslied von der Brautfahrt am Hallwilersee", In: Heimatkunde aus dem Seetal, 13. Jahrgang, 1939, S. 36 – 43.
  • Bosch, Reinhold: "Zur Brautfahrt am Hallwilersee", In: Heimatkunde aus dem Seetal, 33. Jahrgang, 1958, S. 60 – 67.
Von Gabriela Gehrig

Von Gabriela Gehrig

Leiterin Freiwilligenprogramm Museum Aargau

Gabriela Gehrig leitet das Freiwilligenprogramm von Museum Aargau und ist als Geschichtsvermittlerin tätig. Als Historikerin interessiert sie sich besonders für Sozial- und Kostümgeschichte und schneidert wann immer möglich auch selber.

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