In der kalten Jahreszeit muss man besonders gut auf die Gesundheit achten. Im Arzneibuch von Burkhard III. von Hallwyl sich diverse Rezepte gegen Winterkrankheiten.
Burkhard III. von Hallwyl (1535-1598) gehörte zu den Heilkundigen seiner Zeit. Auf Schloss Hallwyl kurierte er seine Angehörigen und Untertanen mit selbst hergestellten Arzneimitteln. Um 1580 verfasste er ein Arzneibuch mit fast dreitausend Rezepten. Darin finden sich auch Ratschläge für Winterkrankheiten wie Erkältungen, Schnupfen oder Husten.
Vielleicht inspiriert Sie das eine oder andere Rezept zu einem Selbstversuch. Aber Achtung: Wir garantieren keine Heilung und haften nicht für unerwünschte Nebenwirkungen. Zumindest hoffen wir, dass Sie die Lektüre zum Schmunzeln bringt. Und damit sind Sie ja schon auf dem Weg zur Heilung.
Zur besseren Verständlichkeit sind die frühneuzeitlichen Rezepte leicht modernisiert.
Feder statt Nasenspray
Den allwinterlichen Schnupfen gilt es auszusitzen. Ein wenig Linderung verspricht aber ein Öl, das die verstopfte Nase befreit:
Ein guot Öl zu purgieren die Nase,
wann eins den Pfnüsel oder sunst Verstopfung hett.
***
Nimm Baumöl, als viel als in zwey Hüenereyerschalen möchte,
thuo 4 oder 5 Stüdeli Rosmarynkrut und so viel Meyerankrut
und 1 Quintli roten Wierouch drin,
thuo es etwan 14 Tag an die Sunnen,
vermachs wohl, so distelliert es sich,
dies Öl strych in die Nasenlöcher mit eim Fäderli
es bringt ein Gschmack und thuot dir gar wohl.
Allein die Vorstellung, wie die Feder in der Nase kitzelt, verleitet schon zum Niesen. Natürlich hätten Sie das Olivenöl schon im Sommer ansetzen müssen, denn jetzt ist die Sonne – besonders im Aargau – rar.
Seit dem griechischen Arzt Hippokrates gilt Weihrauch als Mittel gegen Atemwegserkrankungen. Das Harz von Weihrauchbäumen vom Horn von Afrika oder aus Arabien war zu Burkhards Zeiten für teures Geld in der Apotheke zu haben.
Auch heute ist Weihrauch kostbar – und er wird immer teurer: Es gibt nur noch wenige Boswellia-Bäume. Schädlinge, Waldbrände und Überweidung haben ihnen zugesetzt.
Hauptsache warme Füsse
Oft folgt auf den Schnupfen ein Husten. Mit Burkhard haben Sie die Wahl: Entweder reiben Sie Ihre Füsse mit Hasenschmalz ein und halten Sie ans Feuer – warme Füsse sind bekanntlich die halbe Miete – oder, sollten Sie an der Beschaffung von Hasenschmalz scheitern, Sie verspeisen gesottene Eier mit Honig. Eine wahrlich gewagte Kombination! Dann vielleicht doch lieber den traditionellen, mit Honig gefüllten Apfel:
Für den Huosten.
***
Nimm ein Öpfel, schnidt das Hüblin oben ab,
mach ihn biss über den Kärnen hohl, füll ihn mit Honig,
thuo das Deckelin wider darüber, brat ihn in der Kachel, iss ihn,
wann du schlaffen gahn wilt, so warm du es erlyden magst
und verbind den Hals zuo.
Natürlich könnte dieses Rezept genauso gut in einem Kochbuch stehen. Die Ärzte der Frühen Neuzeit waren in erster Linie Ernährungsberater: Sie versuchten, Kranke mit der passenden Diät zu heilen. Die trockenen oder feuchten, heissen oder kalten Eigenschaften einer Speise sollten die Körpersäfte wieder ins Gleichgewicht bringen.
Rosmarin und Speck gegen Fieber
So richtig elend wird’s, wenn dann noch Fieber dazu kommt. Auch da setzt Burkhard auf Rosmarin:
Folgent etliche guote Recept für das Kaltwee oder Feber.
Nimm düren [getrockneten] Rosmarin und leg ihn auf ein Glüttlin
und lass den Rauch in die Nasen gahn […]
Sie merken schon, ohne Holzofen wird’s schwierig mit der Heilung… Mit Schüttelfrost zur Feuerstelle am Waldrand zu spazieren, wäre keine gute Idee. Sie könnten Erfrierungen riskieren. Immerhin hat Burkhard auch in diesem Fall einen Rat bereit:
So ein Glied erfroren oder erkaltet ist.
Nimm schweynenen Speck, stecks an ein Spiesslin,
zünd es an, lass es uff ein Wasser tropfen,
und salb demnach das Glied, das erfroren ist,
so wirst du gesund.
Verscherzen Sie es sich nicht mit Ihrem Metzger. Es könnte sein, dass Sie ihn noch brauchen! Schweinsspeck dürfte einfacher aufzutreiben sein als Hasenschmalz.
Von den drei rohen Froschherzen, die Sie gegen "Kaltweh" in Brot zu sich nehmen müssten, ist hingegen abzuraten. Und überhaupt verkriechen sich Frösche während ihrer Winterstarre.
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